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Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #139559] |
Fr, 26 Januar 2007 20:25 |
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Lilliana
Beiträge: 103 Registriert: Januar 2007 Ort: Nürnberg
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Senior Member |
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Hallo zusammen,
auch wenn ich grade erst mit dazu gekommen bin möchte ich das Thema hier zur Sprache bringen.
Der heutige Abend hat den Auslöser gegeben.
Eigentlich hatte ich vor, heute ein Tagebuch hier zu eröffnen...nachdem die Prüfungszeit jetzt zum schlimmsten Teil überstanden ist, wollte ich mich wieder darauf konzentrieren.
Leider ist mir ein viel älteres Problem zuvorgekommen...
Bis Mittags lief alles wirklich gut...frühstück geregelt und ein Mittagessen geplant das gut gewesen wäre.
Ging nicht...Fressattacke...4Toasts mussten schnell rein und dann bloß auch ganz schnell wieder raus.
Ok, so kleine Anfälle hab ich öfter...bin alles andere als stolz drauf, aber wollte mir dadruch den Tag nicht verderben lassen.
Naja, der Abend hat das dann fortgesetzt:
Nudeln mit Zuccini, Feldsalat...mengenmäßig hätte es weniger sein können, aber vom prinzip wars ok.
Bis ich allein war...dann folgten 4 Pudding, tüte Mandeln und weitere 4 Toast...und die mussten raus.
Nun sitze ich hier...und weiß nicht, wie ich das alles sehen soll.
Ich seh mich nicht als ernstlich Bulimiekrank, aber ich steh mir so dermaßen selbst im Weg mit diesen Anfällen.
Das passiert mir jedes Mal, wenn ich mit einer "Diät" starten will...
Ich weiß nicht mal,was für eine Art Hilfe ich mir jetzt erhoffe, es war mir nur wichtig,dass man loszuwerden.
Trotzallem lass ich mich von meinem Vorhaben nicht unterkriegen, werde den morgigen Tag bei meiner Schwester ausnutzen und geniesen um Abends auch hier ein Tagebuch anzulegen.
Vielleicht fehlt mir einfach nur ein konkreter Plan...und nicht nur diese einfache: iss sowenig wie möglich-Prinzip!
LG,eine verwirrte Lilli
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #139615 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Sa, 27 Januar 2007 08:28 |
Anna
Beiträge: 9027 Registriert: Januar 2005 Ort: Schneverdingen
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Senior Member |
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Hallo Lilli
Als "ernstlich Bulimie krank" sehen sich die wenigsten Betroffenen, das mal vorweg. Normal ist es auch definitiv nicht, dass "alles wieder raus musste". Fressattacken ok, die hat jeder mal und manchmal auch tatsächlich sehr heftige. Aber als gesunder Mensch geht man anschließend mit schwerem Magen und schlechtem Gewissen ins Bett und ärgert sich die Krätze ans Bein, anstatt sich zu übergeben, weil man es unbedingt wieder los werden muss.
Die Frage ist, ob du solche Anfälle von dir kennst, also ob es schon öfter vorgekommen ist, dass du dich anschließend auch übergeben hast.
Es gibt natürlich schwere und leichtere Formen der Bulimie, aber man rutscht schneller rein, als man gucken kann. Da spreche ich leider aus eigener Erfahrung. Von "mal" wird es dann plötzlich zu "häufiger" bis hin zu "ständig" und man verliert irgendwann die Kontrolle darüber.
Darum würde ich das nie auf die leichte Schulter nehmen.
Ich finde es schon mal gut, dass du überhaupt darüber geschrieben hast. Das ist ja schon mal ein Stück weit die Anerkennung eines Problems. Du solltest jetzt so ehrlich zu dir sein und dir überlegen, ob es das erste Mal war mit dem übergeben, in welchen Situationen du diese Fressanfälle hast und ob du das alleine kontrollieren kannst, wenn du dich nur ein wenig mehr zusammenreißen würdest. Kannst du das nicht, ist es eine Sucht, die du nur schwerlich selbständig in den Griff bekommst.
Wir können das nicht wirklich beurteilen, darum ist Ehrlichkeit hier das wichtigste. Aber besorgniserregend finde ich das schon.
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Reinhold Niebuhr
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #139708 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Sa, 27 Januar 2007 11:39 |
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Libelle
Beiträge: 1043 Registriert: September 2004
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Hallo Du,
ich finde auch, dass du dir mit diesem Problem Hilfe holen solltest. Das klingt schon sehr bulimisch und ist keinesfalls "normales Essverhalten". Das fängt schon bei den Fressanfällen an. Du sagst, du hast diese besonders, wenn du mit dem abnehmen anfangen willst.
Das ist ganz typisch: Das Abnehmen ist bei dir mit Disziplin und Verzicht gekoppelt (was schon mal falsch ist) und deshalb musst du das durch eine Art "Henkersmahlzeit", dem Fressanfall, kompensieren. Versuch, dir eine langsame Abnehmmethode vorzunehmen, bei der es keine strikten Verbote gibt und bei der du nicht "hungern" musst. Dann kommt auch nicht diese Panik auf, dass du dir vorher nochmal schnell "was reinstopfen" musst, bevor die "strenge Diät" kommt.
Leider fördert das "Diätdenken" so extremes Essverhalten, wie du es beschrieben hast. Deshalb würde ich an deiner Stelle deinen Begriff von "Diät" neu überdenken und das Abnehmen so planen, dass es dir vorher keine Angst macht und diese "Fressanfälle" gar nicht nötig sind.
Liebe Grüße
Libelle
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140382 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Mo, 29 Januar 2007 09:40 |
criseldis
Beiträge: 748 Registriert: September 2004 Ort: wien
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ich bin ja verfechterin davon, das man fressanfälle als freund - nicht als feind betrachen soll. sie sagen einem etwas sehr wichtiges über sich selber und den umgang mit sich selber aus. in deinem zusammenhang bezeichnend finde ich - das das passiert wenn du alleine bist. evtl. lässt sich da etwas ansetzen.
ich weiß welche schwelle es ist, sich ein problem zuzugestehen - und welche schwelle es dann nochmal ist, sich auch hilfe zu holen (zu erkennen das man es alleine nicht schafft).
somit stellt sich auch die frage: hast du denn schon versucht, mal dagegen anzugehen? NICHT alles los zu werden? hast du das geschafft? wenn nein - bist du vielleicht schon weiter drin als du wahr haben magst. wenn ja - und du kannst bewusst dagegen ankämpfen, dann tu das. frage dich eher, was dich zum fressen treibt - anstatt es nachher wegmachen zu wollen. vielleicht muss man das gefühl erst einmal aushalten lernen. die konsequenzen direkt spüren lernen. die konsequenzen von bulimie spürt man nicht sofort - und wenn man sie dann spürt, ist es zu spät.
pass auf dich auf.
Selbstachtung ist: es nicht mehr nötig haben, perfekt zu sein.
(Romana Prinoth Fornwagner, *1960, ital. Archäologin und Prähistorikerin)
http://www.vegan.at.tc
Blog: http://vegszene.com/blog/iveg/
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140408 ist eine Antwort auf Beitrag #140382] |
Mo, 29 Januar 2007 12:11 |
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SonjaH
Beiträge: 259 Registriert: November 2006 Ort: Südhessen
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Das hört sich sehr schlimm an. Such dir unbedingt fachliche Hilfe. Du könntest bei der Krankenkasse anrufen und nach einschlägigen Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen fragen. Du musst dich nicht schämen. (Kannst aber auch sagen, das ist für eine Freundin.) Oder such im Internet nach Selbsthilfegruppen in deiner Gegend. Oder frag deine Frauenärztin.
Wenn du zu tief drin bist, kannst du von alleine kaum mehr damit aufhören.
Wenn du noch in einem "Übergangsstadium" bist, könnte dir eiserner Wille helfen.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Führe dir intensiv vor Augen: Was ist schlimmer, ein paar Pfund auf den Rippen, die mit Sport und überlegtem Essen sicher wieder wegzubekommen sind, wenn auch langsam, oder zerfressener Zahnschmelz und eine kaputte Speiseröhre, die du NIE wieder loswirst.
Mich hat eine Schocktherapie von der Bulimie losgebracht: Meine Oma hat Jahrzehnte gefressen und gekotzt (sie hat mich auch auf diese Idee gebracht), seit sie in den 1920er Jahren eine junge Frau war. Damals war ja auch so ein Schlankheitsideal angesagt. Sie ist an Speiseröhrenkrebs gestorben. Das war nicht schön....
Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du die Kurve kriegst, und viele andere Leidensgenossinnen auch.
w, 1.63m groß, Kleidergröße 44
Traum: 65 kg, Kleidergöße 40
Lieber fett und fit als schlank und krank....
Lebst du schon, oder wiegst du dich noch?
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140584 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Mo, 29 Januar 2007 19:38 |
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Lilliana
Beiträge: 103 Registriert: Januar 2007 Ort: Nürnberg
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Senior Member |
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Wow, also erstmal vielen Dank für die "Anteilnahme"...
zu einigen Fragen kann ich hier auch ganz einfach Stellung nehmen:
Zum einen habe ich auch schon immer mal wieder versucht gegen dieses "das muss jetzt sofort raus" anzukämpfen mit meist mäßigem Erfolg..
In einer Therapie war ich schon mal allerdings wegen etwas anderem...ich kam einfach nur zu dem Resultat, dass es nicht der richtige Weg für mich ist. Versteht mich nicht falsch, ich bin definitiv davon überzeugt, dass man sich Hilfe holen muss, wenn man allein mit seinen Problemen nicht mehr fertig wird, aber für mich persönlich ist es nicht der richtige Weg.
Ich habe für mich jetzt die Hoffnung, dass der letzte Freitag das Zeichen gesetzt hat,dass es so nicht weiter gehen kann.
Fürs erste enthalte ich mich von Diät...ich esse was mir schmeckt gucke nicht auf Menge oder Kalorien sondern lass meinen Körper wieder die Kontrolle bekommen wann wieviel von welchem Essen er bekommt.
Eigentlich esse ich nämlich, wenn ich am wenigsten darüber nachdenke "instinktiv" am gesündesten.
Ich bekomme es nur gnadenlos gut hin, mir das auszuschalten indem ich mich in den Diätwahn stürze.
Fürs erste ist mein Ziel also erstmal:
Lerne wieder zu essen ohne schlechtes Gewissen!
Das schließt mich vllt jetzt erstmal aus dem Abnehmforum hier aus, aber ich denke, erst wenn ich wieder auf das Normalniveau gekommen bin kann ich das hier wirklich "nutzen".
ALso, für alle die es interessiert...
die nächste Woche steht voll und ganz unter dem Motto: Genieße!!!
Und am Freitagabend werde ich mich hier an den PC setzen und einen ersten "Entwurf" davon machen wie ich mir denke noch einige Kilos loszuwerden.Ich hoffe ja, dass mir da mindestens genau soviele Leute viele Tipps geben, wo man diesen Entwurf vllt noch verbessern kann
Grade auch in Anbetracht der Tatsache, dass eine wirkliche Diät bei mir wohl wirklich auch "gefährliche" Folgen haben kann....
Ich danke jetzt erst nochmal allen, die sich das hier durchgelesen haben und mir helfen wollen...
P.S.: Ich habe leider die Hoffnung, dieses bulimische Verhalten man gänzlich loszuwerden ohnehin verloren....die Erfahrung zeigt eher, dass eine Sucht eben Sucht bleibt und man jeden Tag von neuem dagegen ankämpfen müssen wird.
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140625 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Mo, 29 Januar 2007 21:16 |
Nanette
Beiträge: 74 Registriert: Januar 2007 Ort: Hildesheim
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Hallo Lilli,
ich kann dich wahnsinnig gut verstehen und wenn du magst kannst du mir auch eine PN schreiben, warst du vielleicht in der falschen Thera, ich bin sogar hochkant aus einer geflogen
Und JA, süchtig bleibt süchtig und auch bin hier um zu lernen. Ich bin ein schwarz weiß Mensch, dick oder dürr. Und ersuche nun das grau.
Ich versuche seid Jahren wieder ein Gefühl zu bekommen, was sagt, nun habe ich Hunger, nun bin ich satt. Es ist weg und wird wohl nicht wieder kommen. Für viele ist das selbstverständlich, ich muss darüber viel Nachdenken.
Mir bringt das hier ne Menge.
Alleine weil ich mir täglich bewusst bin, dass Essen normal ist und es jeder macht.
ICH habe auch eine ganze zeitlang erbrochen, zwar ohne zwanghafte Fressattacken, aber kenne das befreiende wunderbar kontrollierende Gefühl...
Was du schaffen kannst ist diese Attacken zu kontrollieren, damit sie die Kontrolle über dich verlieren.
Dieser Ratschlag ist für viele jetzt vielleicht heftig, aber du verstehst ihn vielleicht: Mache es bewusst, warte nicht bis es dich überkommt. Lege es dir vorher auf einen Tisch, stopf es rein, probiere es lange drin zu behalten und dann kontrolliere es. Wenn du das kannst, kannst du es minimieren es kontrollieren und abstellen.
ich wünsche dir viel Erfolg. Du scheinst auch ein Listen/Plänemacher zu sein. LASS DAS, eng dich nicht ein, so mehr du dagegen planst desto mehr übermannt es dich.
Lieben Gruß, Nanette
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140713 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Di, 30 Januar 2007 08:31 |
Anna
Beiträge: 9027 Registriert: Januar 2005 Ort: Schneverdingen
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Senior Member |
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Hallo Lilly
Ich denke nicht, dass es dich von diesem Forum hier ausschließt, es sei denn, für dich ist es besser so. Von uns aus kannst du aber natürlich hier bleiben, denn du willst genauso lernen wie wir, mit einer gesunden Ernährung vernünftig umzugehen.
Dass eine Sucht immer eine Sucht bleibt, ist absolut richtig. Aber dein Ziel sollte es natürlich sein, eben nicht mehr jeden Tag aufs neue kämpfen zu müssen. Du kannst es so in den Griff bekommen, dass die Sucht latent immer da ist, aber du lebst, als hättest du sie nicht. Ab und an kommt der Gedanke daran wieder, aber die Gefahr von Rückfällen ist irgendwann stark minimiert.
Wenn du eine Therapie bereits gemacht hast, dann schließe von der Therapie bitte nicht auf alle anderen. Ich kann dir sagen, dass es manchmal ewig dauert, bis du die richtige Therapie und vor allem den richtigen Therapeuten gefunden hast. Die Suche danach, und vor allem jeder neue Versuch, wo man sich öffnen und jemandem anvertrauen muss, ist schwer, das will ich gar nicht abstreiten. Aber du kannst nur davon profitieren.
Ich würde dir raten, auf jeden Fall weiter zu machen. Wenn du wirklich mal zu einer Selbsthilfegruppe gehst, bekommst du von den anderen Teilnehmern mit Sicherheit gute Tips, welcher Therapeut wirklich gut ist und wie es da so zu geht. Wenn du das nicht möchtest, ruf einfach mal so eine Leiterin einer Selbsthilfegruppe an und frage die um Rat.
Ansonsten kann ich dir einfach nur sehr viel Glück und vor allem Kraft wünschen. Ich fände es schön, wenn du trotzdem hier bleibst. Und helfen werden wir dir allemal .
Ach ja, im Gegensatz zu Nanette hilft mir manchmal dieses strenge planen per Liste ganz gut. Aber ich bin ihrer Meinung - sobald es dich unter Druck setzt, lass es lieber sein. Denn Druck kannst du wirklich nicht gebrauchen. Probier es aus, und wenn es nicht klappt, lass da rechtzeitig wieder von ab.
Alles Gute
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Reinhold Niebuhr
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #140783 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Di, 30 Januar 2007 11:05 |
criseldis
Beiträge: 748 Registriert: September 2004 Ort: wien
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Senior Member |
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hi,
ich denke, wir alle versuchen, abzunehmen über ein wohlgefühl MIT dem essen. das unterscheidet uns von einigen anderen abnehmforen, bei denen relativ egal ist, wie man gewicht verliert - ja - wo man sogar in gesundheitsgefährdenden dingen unterstützt wird - hach - nur um dünn zu werden.
ich habe viele viele jahre auch fehler gemacht, schwarz-weiß gedacht und mich in ein essverhalten hineinmanövriert - das essgestört war. definitiv.
die heilung kam - so verrückt das klingt - mit einem fressanfall. fressanfälle hatte ich aufgrund meines diätverhaltens schon viele gehabt. wie bei dir - hauptsächlich ausgelöst durch diese strenge. mir "unmögliches" vorgenommen und binnen weniger tage ging es drunter und drüber - und ich schwankte zwischen hungern und fressen der extremen art. für jeden fressanfall hasste ich mich, begann noch mehr zu hungern (und exzessiv sport zu treiben) und je extremer ich das tat umso direkter kam der nächste fressanfall. ich schwankte zwischen extremen schuldgefühlen, selbsthass - aber auch totales ausblenden, ignorieren und bagatellisieren der sache.
bis zu diesem einen fressanfall. plötzlich begann ich anders damit umzugehen. anstatt mich zu hassen, es zu kompensieren und wegzudrücken, blickte ich hin. ich schaut auf den anfall, auf die stunden und tage davor. ich schaute darauf was ich gedacht, gemacht, gegessen hatte. ich sezierte diesen anfall regelrecht - betrachtete ihn als etwas freundliches, das mich auf einen argen mißstand in meinem verhalten hinweisen wollte.
man kann sagen, das war mein letzter "klassischer" fressanfall. seitdem hat sich enorm viel getan. teilweise aus eigener faust. teilweise aber auch durch eine therapie - eher ein coaching - das in in einer schweren phase besuchte.
ich weiß - wirklich "geheilt" ist man nie. aber man kann ein entspanntes verhältnis zu essen aufbauen. man kann ein entspanntes verhältnis zu sich selber aufbauen. man kann fair und nett zu sich sein - ohne es als "verwarlosen" zu empfinden. man lernt seine "auslöser" kennen, sich für fehler nicht zu bestrafen. der erste trick war: fressanfälle nicht zu kompensieren. nicht durch hungern oder sport oder sonstwie auszugleichen. annehmen wie er ist. nur wenn er ins leben herein darf, kann man mit ihm lernen umzugehen.
ich kann dir mut machen. und wenn es dir gut tut, dann bleibe hier. auf die ein oder andere art waren hier viele essgestört - in den unterschiedlichesn ausprägungen - oder auch nur in der ferne gefährdet. und allen ist gemein, ein gesundes verhältnis zum eigenen körper aufzubauen und ein gesundes verständnis für ernährung und sport zu entwickeln.
wir alle fallen hin, das ist menschlich. aber wir stehen auch wieder auf - und das macht uns zu den siegern für unsere ziele.
Selbstachtung ist: es nicht mehr nötig haben, perfekt zu sein.
(Romana Prinoth Fornwagner, *1960, ital. Archäologin und Prähistorikerin)
http://www.vegan.at.tc
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Re: Bulimie-oder sowas ähnliches [Beitrag #250774 ist eine Antwort auf Beitrag #139559] |
Do, 20 März 2008 16:46 |
Anele
Beiträge: 9 Registriert: März 2008
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Junior Member |
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Hallo an alle hier,
bin hier hängengeblieben, da ich mit dem Thema auch schon seit einigen Jahren rumschlage...
Ich wollte vor einigen Jahren eigentlich "nur ein paar Kilo abnehmen", ich war nicht wirklich dick, eben nur die vier, fünf Kilo die immer das bisschen zu viel sind...
Ich habe damals mit Weight Watchers auch recht schnell abgenommen und hätte zufrieden sein können. Irgendwie bin ich dann aber in eine Essstörung reingekommen, wurde immer fanatischer im Kalorienzählen und immer kritischer mir und meinem Körper.Ich rutschte dann fast in die Magersucht, aß dann wieder normal habe aber, wenn ich ehrlich bin nie wieder ein gutes bzw. "normales" Verhältnis zum Essen und Gewicht entwickelt.
Heute ist es so,dass ich immer wieder an Fressanfällen leide, nicht die ganz krassen aber ich esse doch recht viel dann und meistens wenn ich eigentlich schon richtig "vollgegessen" bin. Ich habe mich früher nie übergeben, hatte nie Bullemie, erst vor kurzem fing es bei mir an wie bei Lilliana. Ich habe mir selbst eine Weile zugesehen, dann entschieden, dass ich was tun muss und damit aufgehört, ich habe mich jetzt schon seit zwei Monaten nicht mehr übergeben und habe auch nicht mehr das Bedürfnis.
Ich stehe der ganzen "Oh mein Gott, such dir Hilfe" Sache kritisch gegenüber, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass mir eine Therapie nichts geholfen hat und habe mich dort oft nicht wirklich verstanden gefühlt. Ich komme im Moment ehrlich gesagt besser alleine zurecht. Ich möchte nicht missverstanden werden, ich bin nicht dafür, Eßstörungen zu verharmlosen oder die Anzeichen dafür! Ich denke, es ist vor allem wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen, sie auszusprechen, sich mitzuteilen, so wie es Lilliana hier getan hat und du hast wirklich meinen Respekt dafür!!! Mir hat es geholfen, meinem Freund zu erzählen, wie es mir mit Essen und meinem Gewicht geht, eine Bezugsperson zu haben, die Bescheid weiß, zu der man gehen kann, wenn man das Gefühl hat, die Sache entgleitet einem selbst.
Ein positives Gefühl für den eigenen Körper, für sich selbst, ist, denke ich, bei Eßstörungen das große Ziel und ich glaube, jeder, der damit zu tun hat oder hatte, weiß wie schwer das ist!!! Die beste Erfahrung für mich in diesem Zusammenhang war, dass ich mit diesen Problemen nicht alleine bin und mich nicht verstecken muss....
...der Weg ist das Ziel.....
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