Wie ich dazu komme, diesen Schritt endlich zu wagen
Ich bin schon immer dicklich gewesen und habe zu Übergewicht geneigt. Als Kind wurde ich deswegen ständig gemobbt. Das hat natürlich zu noch mehr Fresserei geführt, die Scheidung meiner Eltern und so manch andere unschöne Erlebnis haben den Frust auch nicht weniger werden lassen. Lange, lange Zeit habe ich mit mir selbst gehadert, mit meiner Figur, meiner Person, meinem Leben überhaupt. Bis ich mich irgendwann mit allem arrangiert hatte, auch mit meiner Figur. Ich bin dann lange Zeit diese "Ich mag mich so wie ich bin, jeder sollte so sein dürfen, wie er ist"-Schiene gefahren. Prinzipiell ist das auch meine Meinung, aber wenn ich nicht mehr ohne leichtes Schnaufen unsere 15-stufige Treppe hochkommen, dann ist auch mit dem Sich-selber-Mögen irgendwann Schluss. Ich denke, ich hab mir dieses "ich mag mich" auch größtenteils einfach nur eingeredet, um eine Rechtfertigung dafür zu haben, nicht abnehmen zu müssen.

Der Sportunterricht und der Sommer waren immer die Hölle für mich und der Sommer ist es auch jetzt noch. Ich kriege sehr schnell ekelhafte Schweißflecken am Rücken und (aufgepasst!) an den Seiten, wo meine Speckrollen sich treffen. Bis ich unter den Armen welche bekomme, dauert es sehr, sehr lange. Letzten Sommer war ich mit Feunden in Paris und diese Schweißflecken haben mir vieles ein bisschen versaut, weil ich natürlich ständig bemüht war, die irgendwie zu trocknen. Und es ist kein tolles Gefühl, auf der Champs-Élysées entlangzuwandern und sich dabei ständig den Schweiß von den Speckrollen zu wischen.

Springen wir in die Gegenwart: Ich mache seit Mitte Januar ein FSJ Kultur im örtlichen Jugendzentrum. Ich liebe meinen Job. Aber gleichzeitig merke ich, wie mir meine Kilos mehr und mehr zu schaffen machen. Während ich mich während der heißen Sommer, die ich in der Schule verbracht habe, meistens nicht weiter als von einem Klassenraum in den nächsten bewegen musste, ist damit jetzt Schluss. Ich muss mich bei der Arbeit regelmäßig und oftmals auch viel bewegen. Treppe rauf ins Büro, Treppe wieder runter, einkaufen fahren, Plakate verteilen, bei Veranstaltungen hier was holen, da was wegbringen usw. Bei niedrigen Temperaturen ist das auch kein Problem gewesen, aber jetzt, wo es auf einmal locker 20°C werden, ist das kein Zuckerschlecken.

Ich muss endlich fitter und vitaler werden. Mein Körper sagt mir ständig, dass es so nicht mehr geht. Ich bin ständig müde, egal wieviel ich geschlaffen habe, ich schnaufe bei der kleinsten Anstengung, manchmal wird mir beim Gedanken an das, was ich alles esse (meistens aus Langeweile), schon schlecht, weil ich weiß, dass das einfach nicht gut ist.