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Was wirklich hilft... [Beitrag #590735] Di, 10 Juli 2018 11:52 Zum nächsten Beitrag gehen
liofaria ist gerade offline  liofaria
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Liebe Mitstreiterinnen,

aufgrund meiner eigenen Geschichte, aber auch viel aufgrund derer, die ich hier lese, kamen mir so Gedanken in den Sinn. Die möchte ich gern mit Euch teilen, bzw, mich gern darüber mit Euch austauschen.

Ich blicke also zurück. Wann hab ich eigentlich zugenommen, und wann - dauerhaft und nachhaltig- Gewicht wieder verloren? Und was passierte dazwischen?

Als Kind vor der Schule war ich ganz normal. Weder extrem dünn, noch dick. Meine Geschwister und ich waren alle so. Ich habe zwei Brüder und eine Schwester, ich bin die jüngste.

Als ich in die Schule kam (sehr jung, mit gerade noch 5), nahm ich innerhalb eines halben Jahres zu.. Sehr abrupt. Ich erinnere mich, daß ich in der Schule Schwierigkeiten hatte, nicht mit dem Stoff, aber mit Mitschülern. Ich wurde also "moppelig". Meine Mutter begann, auf meine Ernährung zu achten und mich zu bremsen. ich erinnere Heisshunger auf Süsses. Ab da war meine Ernährung und meine Figur Thema. meine Geschwister, weiterhin schlank, sportlich, ich die kleine dicke.

Dann entwickelte einer meiner Brüder eine Magersucht. Ich folgte. Ich wuchs auch sehr, war mit 13 schon so groß wie jetzt (1,73). dadurch normalisierte sich mein Gewicht, ich begann, Volleyball zu spielen und war zwischen 12 und 16 also schlank (ca. 55 Kilo), fühlte mich aber nicht so.

Dann hörte ich mit Volleyball auf und machte Abitur. ich entwickelte eine Depression, es folgten extreme Hungerphasen (Gewicht dann wieder so bei 55 Kilo), abwechselnd mit Fresserei (Gewicht dann bei 80 Kilo).

Durch mein Studium hindurch blieb ich immer so zwischen 75 und 80 Kilo, auch dort aber Hungerphasen, dann gings mal so auf 65 runter und dann wieder hoch.

Ich schloß meine erste Ehe. Das Gewicht blieb.

Nach meiner Trennung nahm ich ab. Das war 2004. Gewicht sank auf ca. 63/64 Kilo. Set der Zeit ist es da geblieben.
Ich heiratete erneut und bekam zwei Kinder. Nach den Schwangerschaften sank das Gewicht wieder in die niedrigen 60iger.
Höchstgewicht mal 65, dann auch mal 60, momentan bei ca. 61. Das war also die einzige wirklich nachhaltige Abnahme, die mit einer tiefgreifenden Veränderung einherging und abgesehen davon, daß ich durch die Essstörung eh eine Neigung zu zwanghaften Gedanken ums Essen habe, hat sich mein Körper eben mitverändert.

Aufgrund dieser Erfahrungen stell ich jetzt mal die These auf: Wir haben den Körper, der zu dem Leben, was wir führen, gehört. Wenn wir unser Leben so weiterleben, werden wir das Gewicht also behalten.
Denn: Wenn ich Heisshungerattacken habe, habe ich die aus einem Grund. Wenn ich den nicht bearbeite, werden sie mich wieder heimsuchen. Am Gewicht, am Körper, am Essverhalten schrauben, ohne am gesamten "Lebensstil" - Stressumgang- zu arbeiten, ist meiner Ansicht nach nicht erfolgversprechend, da nur Arbeiten am Symptom.

Was meint Ihr?

Liebe Grüße
Lio
Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590751 ist eine Antwort auf Beitrag #590735] Mi, 11 Juli 2018 08:28 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Minga ist gerade offline  Minga
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Hallo Lio.

Würde ich mein Leben auflisten, würde es ähnlich aussehen wie das Deine.
Schlanke Phasen lösen moppelige Phasen ab und umgedreht. Je nach Lebenssituation.

Ich glaube, dass unser Appetit teilweise gefühlsgesteuert ist. Teilweise biologisch.
Ich schreibe Gewichtstagebuch. Seit ein paar Jahren. Und bemerke auch Auswirkungen im fraulichen Zyklus.
(was ja allseits bekannt ist) aber ich habs für mich belegt.

Auch der Satz "von Luft und Liebe leben" stimmt bei mir.
Bin ich total verliebt, bin ich mega schlank. Da brauch ich nix süßes, salziges, ....
Aber auch bei Liebeskummer. Da ist mein Hals wie zugeschnürt.

Ich war als Kind ein Hungerhaken. Hab fast nix gegessen. Viel aussortiert.
Kein Fleisch! Kein Käse, keine Milch (instinktiv wohl, denn Milch vertrage ich nicht)
Es gibt Bilder, da seh ich aus ... nur Haut und Knochen.
Es war so schlimm, dass meine Mutter extra deswegen zum Arzt ist, mit mir.
Der ihr dann sagte: zur Not soll sie mir halt Zuckerbrot geben. (Was sie natürlich nicht tat.
Sie hat genau beobachtet, was mir schmeckte und das gabs dann, wenn es denn gesund war)
Sie ist leidenschaftliche Kindergärtnerin und sehr gut, in dem was sie tat)

Ich kann mich erinnern, dass mich meine Oma mal Tomatenmark probieren ließ.
Das gabs dann auf Brot, zu Kartoffeln, zu Reis, als Suppe warm, pur aus dem Glas.
Und bitte, bitte ohne Gewürze.
Es war kein Ketchup!!! Es war pures Tomatenmark
Krass, oder?

Ich war ein sehr aktives Kind. Hatte einen großen Bruder und zwei Cousins, die bei mir im Dorf wohnten.
Das waren meine Spielkameraden. Und eine Freundin hatte ich. Sie hatte ebenfalls einen großen Bruder.
Sie war wie ich. Eher Junge als Mädel. Art Ronja Räubertochter.

Ich wurde etwas moppelig mit der Pubertät. Was ich zwar bemerkte, aber es störte mich nicht!!!
Ich lebte damit, als wäre es ganz normal.

Mit 19 hatte ich meinen ersten Liebeskummer. Ich aß fast nichts.
Da bekam meine Mutter ein Dejavue. Mein Mindestgewicht: 47 kg (bei 1,60).
Was mir gar nicht soooo schlimm vorkam. (Eigenwahrnehmung).

Da ich ziemlich viele Beziehungen in meinem Leben hatte, war ich eigentlich nie wirklich "dick":
Ich wandelte immer zwischen Verliebtsein und Liebeskummer und kurzen moppeligen Phasen.

Erst jetzt (meine jetzige Partnerschaft ist die längste, die ich je hatte) ... ist mein Gewicht wieder Thema.
Es ist schön gemütlich. Man kocht was leckeres. Geht schick essen. ...
Man wird älter. Und mit dem Alter braucht man nicht mehr so viel Energie.


[Aktualisiert am: Mi, 11 Juli 2018 08:36]

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Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590762 ist eine Antwort auf Beitrag #590751] Mi, 11 Juli 2018 11:43 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
osso ist gerade offline  osso
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Bei mir war das Gewicht auch sehr durch die Lebensumstände geprägt. Als Kind war ich auch sehr aktiv und hatte nie Gewichtsprobleme, obwohl ich wohl sehr viel gegessen hatte.
In der Lehre ging es dann langsam los, war aber harmlos. Da hab ich als Werkzeugmacher gearbeitet und durch das Bewegen schwerer Stahlplatten war ich auch entsprechend muskulös. Als junger Mann reicht die Arbeit das locker als Trainingsreiz. Ausserdem bin ich auch mit dem rad zu Arbeit.

Schwieriger wurde das im Studium., da waren einfach andere Dinge im Focus und die Muskeln schwanden leider auch. Ich bin da war noch Rad gefahren, aber nicht mehr in dem Umfang. Da hatte ich Übergewicht war aber nicht fett. Leidensdruck war auch keiner da.

Richtig Fett geworden bin ich als wir nach dem Studium unsere Firma aufgebaut haben und ich auch viel programmiert hatte. Wichtigster Punkt war sicher die mangelnde Bewegung, aber auch das wir viel von Bringdiensten gegessen hatten was zudem noch recht unregelmäßig war. Richtig schlechtes Essen war das allerdings auch nicht. War primär asiatisch und weniger oft türkisch. Als nicht das was man gemeinhin als Junk-Food bezeichnen würde.
Probealmtisch war vielleicht das wir Abends relativ viel Wein getrunken haben. Ne Flasche Rotwein und dazu Käse war ein ganz typischer Feierabend.

Beziehungen haben bei mir keine Rolle für mein Gewicht gespielt. Ich hab auch z.b. nie Süßigkeiten gegessen und mein bevorzugtes Getränk war Wasser. Wenn man mal von Wein absieht, aber jedenfalls keine Softdrinks.

Gab bis dahin auch keine großen Krisen. Das war einfach so das die Umstände Übergewicht begünstigt haben und Gesundheit auch generell nicht im Fokus war. Das war alles ein eher allmählicher Prozess.
Was sich dann aber geändert hatte als ich mal fast zusammen geklappt bin und in der Folge dann bei mir Bluthochdruck diagnostiziert wurde. Da musste ich dann meinen Lebensstil in Frage stellen


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Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590778 ist eine Antwort auf Beitrag #590762] Do, 12 Juli 2018 14:09 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
liofaria ist gerade offline  liofaria
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Die Frage, die sich mir stellt, ist also: Inwieweit machen die "1000 Neustarts" eigentlich Sinn? Wenn ich immer wieder vor die Wand fahre mit den Versuchen? Warum werde ich nicht klug, in welche Richtung auch immer?
Also: ich ernähre mich meinetwegen 2 Wochen mit ziemlich knapp bemessener Kalorienzahl. Ich nehme ein bißchen ab. Dann krieg ich Heisshunger und nehme das ganze wieder zu. Ich ernähre mich schlecht, esse zuviel, bis ich es schaffe, mich wieder ein paar Tage/Wochen am Riemen zu reissen. Und so weiter und so weiter.

"Klug werden" heißt also vielleicht, einzusehen:, ich lebe ein Leben, daß eine gewisse Kalorienanzahl braucht. Sonst habe ich Hunger. Irgendwann gewinnt der Hunger. und ich meine nicht, daß ich bei Hunger sofort essen muss, nein, ich meine das "nie satt essen". Wenn ich diese körperlichen Bedürfnisse niemals erfülle, werden sie stärker, und sorgen dafür, daß ich esse. Und zwar mehr, als mir guttut. Das könnte ich also verstehen.

"Klug werden" heißt auch: ich brauche einen anderen Umgang mit meinem Stress. Da muss ich ansetzen, und nicht an der Ernährung fummeln.

Und in meinem Falle: 64 Kilo sind keine Katastrophe... :/
Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590779 ist eine Antwort auf Beitrag #590778] Do, 12 Juli 2018 14:33 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
osso ist gerade offline  osso
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So einfach ist das halt nicht, weil das ja oft strukturelle Änderungen braucht und dann kann man das ja auch nicht änderen, wie das vielleicht optimal wäre,. weil man ja auch ausseren Zwängen unterliegt,
Satt essen, aber eben auch nciht mehr, würde ich aber sowieso immer. Gegen seine tatsächlichen körperlichen Bedürfnisse kommt man auch Dauer nicht an. Wobei dann satt ja auch nicht nur an Kalorienanzahl hängt, aber verarschen lässt sich der Körper auch Dauer auch nicht.

Stress ist natürlich eine anderes Thema, aber auch da ist es so das man die alternative Bewältigungsstrategien erst mal erarbeiten muss

Zitat:


Und in meinem Falle: 64 Kilo sind keine Katastrophe... :/

eben, da muss man sich auch die Frage stellen was ein vernünftiges Gewicht ist. Will am Wochenende ein radrennen fahren wo es steil die Berge raufgeht. Das denke ich dann auch, scheiße du bis 2-3kg zu schwer. Aber das ist eben auch das Gewicht das ich ohne grosse Problem und Einschränkungen halten kann und ein gesundes Gewicht ist es auch. Bin da tatsächlich auch hin unhergerissen


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Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590811 ist eine Antwort auf Beitrag #590779] Fr, 13 Juli 2018 12:38 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
liofaria ist gerade offline  liofaria
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Eben.
Deswegen frage ich mich, ob es nicht viel mehr Sinn macht, die Überkonzentration auf das Thema "Essen", mit allem, was dazugehört, Kalorien, wieviel Sport wann, etc, hintenan zu stellen und zu gucken, wie sieht mein Leben und auch mein Stressmanagement denn eigentlich aus? denn ich glaube, daß gerade Stress, auf jeder Ebene, Übergewicht in die Karten spielt. Das ist ja auch ne Binsenweisheit.

Da wo Dir Dein Sport (den Du ja sehr intensiv betreibst) also 2-3 Kilo weniger abverlangt, ists bei uns Damen ja doch häufig Schönheitsideal oder generell das Gefühl, daß es so wahnsinnig auf unsere Figuren ankommt. Ich meine, wie reagieren wir selbst auf andere Frauen? sage ich: "Oh, die ist ja nett, aber 3 Kilo weniger wären schon toll." Doch niemals. Nur bei sich selbst hat man diese merkwürdig strenge Einstellung, gern mal verteidigt als: "ich fühl mich dann einfach nicht wohl". ja, aber was macht das "nicht-wohlfühlen" aus?

Ich zum Beispiel hab auch sowas: Wenn meine Hosen locker sitzen, dann fühle ich mich wohl. Wenn ich mir das überlege, denk ich: "was für ein Blödsinn! - 1., sein sich-Wohlfühlen von der Hose abhängig zu machen, und 2. die Option, Hosen eine Nummer größer zu kaufen, nicht in Betracht zu ziehen. Fühl ich mich wohl, wenn ich ständig Hunger hab? Fühl ich mich wohl, wenn ich zuviel oder zuwenig esse? beides mal nein.

Was also steckt dahinter?
Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590812 ist eine Antwort auf Beitrag #590811] Fr, 13 Juli 2018 13:39 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
osso ist gerade offline  osso
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Stress wird aber individuelle sehr verschieden verarbeitetet. hatte ja schon öfter geschrieben, das meine Frau bei viel Stress zu Untergewicht neigt(e). Aber klar wenn Essen eine Bewältigungsstrategie ist dann ist das klar das es das Übergewicht fördert. Würde das jetzt auch auch nicht als Grund oder gar Rechtfertigung heranziehen, das Thema Essen und Bewegung zu vernachlässigen. Man muss da sicher nicht über streng sein, aber schon drauf achten das man Kurs hält. Bei mir war Bewegung immern Bewältigungsstrategie für Stress. Am Anfang gar nicht mal Sport, sondern eher zügiges spazieren gehen. An Sport war gar nicht zu denken. Allerdings war das Gewicht da auch gar nciht im Fokus, sondern mein Bluthochdruck. Unter meinen Gewicht hatte ich tatsächlich gar nicht so gelitten, das war ja für mich normal. Dasl ich schwer und untrainiert war, merke ich dann als ich bei jedem Anstieg im Wald ausser Atem war. Und das fand ich dann auch als echt Einschränkung meiner Lebensqualität.


Zitat:
"ich fühl mich dann einfach nicht wohl". ja, aber was macht das "nicht-wohlfühlen" aus?

Bei mir wenn ich auf dem Rennrad in Unterlenkerhaltung schlechter Luft bekommen oder ich beim Laufen bergauf mehre das es zäh wird. Wobei an den Hosen sehe ich das auch und dann fühle ich ich auch mich mehr so wohl. Aber es hat schon was mit der Beweglichkeit zu tun. Bisschen Angst ist natürlich auch da, das so eine gewisse Abwärtsspirale einsetzen könnte. Wenn Bewegung schwerer fällt und weniger Spass macht, das ich dann auch weniger machen mag, was dann schlecht fürs Gewicht ist usw.


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Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590893 ist eine Antwort auf Beitrag #590812] Mi, 18 Juli 2018 09:34 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Lisa
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Hey Lio, ein interessantes Thema, was du hier ansprichst.
Kurz zu mir: In der Grundschule war ich eigentlich nie dick oder hatte auch überhaupt kein Problem damit zu viel oder zu wenig zu essen. Es war eben einfach kein Thema an das ich mich großartig erinnern könnte. Erstes einschneidenes Erlebnis war dann als mein einer Bruder in der 1. Klasse an Diabetis Mellitus erkrankte und für ihn und somit auch für uns anderen 3 Geschwister die Essgewohnheiten einfach anders wurden. Für meinen Bruder, der jetzt ja Diabetis hatte wurde alles abgemessen und gewogen. Im Grunde habe ich das alles gar nicht so mitbekommen. Die Krankheit war damals auf jeden Fall ja auch um einiges weniger erforscht als heute, daher hat man manches auch extrem gemacht. Zum Beispiel gab es jeden Nachmittag eine "Kuchenmahlzeit" für Ihn um den Stoffwechsel in den Griff zu bekommen. Da meine Mutter bei 4 Kindern es uns allen natürlich "recht" machen wollte, gab es auch für uns anderen 3 diese Kuchemahlzeit, die meist aus einem Schälchen mit Süßigkeiten bestand. Dennoch gab es so erstmal keine Gewichtsprobleme bei mir.

Eigentlich fing das dann mit dem Schulwechsel in 5. Klasse und der dann beginnenden Pubertät an. Ich fand mich immer "dicker" als meine beste Freundin zum Beispiel. Wir verglichen uns auch irgendwie. Naja, dann wurd ich irgendwie moppelig und so mit 14 oder 15 hatte ich dann eine Phase in der ich aufhörte zu essen. Ich nahm auch ab und hatte dann eigentlich eine ganz normale Figur bis ich so 18 war. Auch nicht untergewichtig.

Mit 19 zog ich aus, lernte meinen dann zweiten Freund kennen, Nummer 1 war eine Jugendliebe oder eben auch nicht, denn ich machte Schluss und das alles hatte irgendwie nicht so Auswirkungen auf mein Gewicht. Mit Nummer 2 begann die Misere, weil ich lernte gerne zu essen. Nutella und fettiges Essen waren meine Nummer eins. Da diese Beziehung sehr kompliziert war, war das ein gefundenes Fressen für eine Zunahme. Kurz zusammengefasst: Er war 9,5 Jahre älter als ich, quasi ein Psychopath, der mich irgendwie versuchte an sich zu binden, nahm mich psychisch und finanziell aus, es war wirklich eine Misere und ein sehr starke Psychische Belastung. Mein Tag bestand aus Arbeit, nach Hause kommen, essen, schlafen, und wieder von vorne. Mich machte "vollfressen und danach fertig auf dem Sofa schlafen" glücklich. Hauptsache ich konnte mir meinem Magen so voll hauen, dass ich danach so müde war, dass ich schlafen konnte und diesen Typ nicht ertragen musste.

Als ich es endlich auch mit Hilfe meiner Familie schaffte mich von ihm zu trennen, machte es 2009 das erste Mal "Klick!" bei mir und ich wollte gesund werden. Über Jahre lernte ich neue Essgewohnheiten und nahm von 89kg auf endlich um die 70kg ab.

Nach diversem Stress auf der Arbeit, zwei Beziehungen die mich ausmergelten und einfach einem verlorenen Lebensfokus nahm ich ab Ende 2016 bis Anfang 2018 auf 85kg zu. Stress = Essen. Definitiv. Ich habe seit so Mitte 2017 immer wieder versucht abzunehmen. Was bei meiner Verfassung aber einfach nicht klappte.

Ich glaube, wenn man grundsätzlich dazu neigt seinen Stress, in welcher Art und Weise er auch vorkommt, mit Essen oder nicht essen zu kompensieren, ist der erste Schritt, wie du schon sagst, Lio, den Stress bewältigen. Sich selber reflektieren und überlegen wie es einem im Leben besser gehen kann. Und zwar nicht nach dem Motto "Wenn ich 10kg weniger wiegen würde, würde es mir besser gehen". Manchmal muss man Dinge im Leben ändern, drastisch, das ist wahnsinnig schwer, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und ich finde man muss gesellschaftlichen Zwängen aus dem Weg gehen. Dieses Schönheitsideal ist zum kotzen. Ich weiß selber, dass man sich manchmal nicht auf Fotos sehen kann und denkt "Hätt ich doch mal 10kg weniger". Aber es bringt nichts. Glücklich ist man dann vielleicht immer noch nicht. Man muss mit sich im Reinen sein. Und wenn dann vielleicht eine Hose zwickt weil sie zu klein ist, kann man überlegen ob man mal wieder etwas mehr Sport macht.

Ich glaube also auch bei dir, dass dir irgendwo das Glücklichsein, die Stressreduzierung fehlt. Man muss in kein Bild passen. Wenn man eine füllige Frau auf der Straße sieht und sie ist vielleicht noch besonders skurril angezogen oder zieht einfach durch ihr Dicksein Blicke auf sich, dann kann man sich schnell bei dem Gedanken erwischen "Boar ist die dick!" und das ist genau das gleiche was man fühlt, also die Blicke der anderen, die einen verunsichern, weil man denken könnte "Oh ist die dick" oder "die sieht ja komisch aus", aber soll ich dir mal was sagen? Wen interessiert das? Wenn du das über eine Frau denkst, was ist daran schlimm? Weder für sie noch für dich ist es im Grunde schlimm, dass du diesen Gedanken hast. Und ich glaube, wenn man es schafft sein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein auf einen gesunden Pegel zu bringen, können einem solche Gedankengänge egal sein.

Man lebt nur einmal, sagt man ja immer, und das ist ja auch wirklich so. Wieso sollen wir dermaßen unser Leben mit Gedanken ums Schlanksein verschwenden, wenn es doch so toll sein kann? Wen stört es schon wenn über das Bikini-Höschen eine Rolle Fett hängt? Du kannst ins Wasser springen und eine gute Zeit haben, das macht genauso Spaß wie als wenn du dein Sixpack präsentieren würdest Smile

Ich nehme auch wieder ab, ja. Und mein Grund ist tatsächlich auch "weil ich mich nicht wohlfühle" und "weil mein Kleiderschank voller Klamotten ist, die mir mal vor 2 Jahren passten und ich den nicht wieder komplett auffüllen will". Aber dennoch ist das alles ein Lernprozess und auch ich denke über das was ich gerade geschrieben habe, viel nach und schwanke immer "naja, dann bin ich halt jetzt die moppelige Lisa und bleibe so" und "nein, ich will die fitte und schlanke Lisa sein, dann fühl ich mich besser". Aber ich glaube auch es gibt nochmal einen Unterschied zwischen wirklich "abspecken" und sein Gewicht feinschleifen und permanent trotz schöner bzw. vor allem GESUNDER Figur nicht zufrieden mit sich zu sein.

Ich hoffe, ich hab jetzt nicht zu weit ausgeholt. Irgendwie musste das gerade raus. Ganz liebe Grüße, Lisa

[Aktualisiert am: Mi, 18 Juli 2018 09:36]

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Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #590918 ist eine Antwort auf Beitrag #590893] Do, 19 Juli 2018 07:50 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
liofaria ist gerade offline  liofaria
Beiträge: 434
Registriert: Dezember 2010
Senior Member
Danke, Lisa! Dein Beitrag spricht mich sehr an, muss ich nochmal lesen...
LG und all the best
Lio
Aw: Was wirklich hilft... [Beitrag #591246 ist eine Antwort auf Beitrag #590918] Sa, 11 August 2018 18:12 Zum vorherigen Beitrag gehen
Agnes Z.
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Hallo,

ich erwisch mich dabei, erst in den Einkaufswagen anderer Leute zu gucken und dann zu schätzen dick oder dünn und ich liege sagen wir mal zu 90% richtig, denn man weiß ja auch nicht ob sie einen Einkaufszettel eines Dritten oder den eigenen abarbeiten. Denke auch nie man ist der oder die dick, sondern eher sehr schade dass sie nicht wissen wie gesunde Ernährung funktioniert. Ist doch so einfach, auch wenn es etwas zeit-intensiver ist selbst zu kochen, sich Gedanken über die Zusammenstellung zu machen als nur Fertiggerichte zu kaufen oder den Lieferdienst anzurufen.

Meine Gesundheit hat mich dazu gebracht mein/unser Leben etwas umzukrempeln. Das ich dadurch auch etwas kurviger und auch gelenkiger geworden bin, ist ein sehr netter Nebeneffekt. Zuvor haben wir uns schön zu zweit gemütlich dicker geschlemmt, was so nicht weiter gehen konnte, näherte mich wieder meinem Kampfgewicht. Meinem Mann schmerzten ein Knie und er dachte schon ernsthaft über ein künstliches nach. Dick-schlemmen, das ist etwas das ich auch heute noch könnte, wenn ich mir scheißegal wäre. Ich bin mir aber nicht scheißegal.

Diese Rituale waren einfach zu schön. Sage nur Kaffee - Kuchen - Eis.

Stress ist bei mir kein Essensauslöser, eher eine gewisse Art von WE-Einsamkeit und Spätdienste meines Mannes in Serie, die in mir Gelüste zum Rumfressen hoch kommen lassen. Dabei bin ich sehr gern mal allein, irgendwie komisch. Zumindest wenn ich mir nicht was richtiges und auch noch befriedigendes (wichtig) eingekauft und geplant habe.

Bin immer noch keine Elfe aber ich fühle mich recht wohl, etwas Figurfeinschliff muss noch sein bis zum Normalgewicht und dann schauen wir mal.


Mit freundlichen Grüßen von Agnes Z.
Nichts schmeckt so gut, wie sich schlank sein anfühlt + in der Ruhe liegt die Kraft
ab meinem 15. Lebensjahr unzählig diätet
12.1988 WW + mit Fice erfolgreich auf Normalgewicht am obersten Limit
21.09.10 Kurz vor 100 Kg AOK-Programm angemeldet
06.04.11 Ende AOK-Programms hier bei GA angemeldet
09.08.11 aufgegeben weil sich mal wieder einfach nichts rührte alte Gewohnheiten siegten langsam wieder zugenommen
12.07.16 wieder GA-Reißleine gezogen - LowCarb mit meinem Mann zusammen + diesmal umgedacht - nicht Diät sondern Ernährungsumstellung nun das neue Zauberwort
14.10.16 NWR genutzt nun Mix aus LC+Kcal. zählen + nach Defizit gerechnet
24.03.17 TB eröffnet - Hungergrantlerin
30.05.17- 1.Etappenziel von 09.08.11 GA erreicht
14.07.18- 2.Etappenziel U-AOK-Ziel 2011
21.04.19- 3.Etappenziel -5Kg wie in 04.1988
21.08.19- 4.Etappenziel -5Kg U..
14.09.22- 5.Etappenziel -5Kg
6. Etappenziel -5Kg hoffentlich nicht wieder so lang
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