Abnehmen durch Hypnose?
Hypnose soll bei der Gewichtsabnahme helfen- zumindest
werben Anbieter dieser Therapieform gern mit unterstützenden
Effekten bei einer Diät. Eine Studie der Universität Tübingen aus
dem Jahr 2001, in der Prof. Dirk Revenstorf und Kollegen
übergewichtige Frauen in psychotherapeutischen Maßnahmen mit oder
ohne begleitende Hypnose beobachteten, wird häufig als
wissenschaftlicher Nachweis herangezogen. Allerdings befasste sich
diese Untersuchung mit den Wirkungen der Hypnose als zusätzliche
Behandlung im Rahmen einer Verhaltenstherapie und wies stärkere
Gewichtsabnahmen nur im Bereich unterhalb der zugrunde gelegten
Signifikanz-Schwelle nach.
Versuchsanordnung: Psychotherapie mit und ohne Hypnose
Alle 43 Probandinnen wurden psychotherapeutisch behandelt,
zusätzlich erhielten 21 Frauen in den 14tätigen Sitzungen insgesamt
sechs Mal eine zweistündige Hypnose-Behandlung. Als Formen der
Hypnose kamen unter anderem Zukunftsprogression, Handlevitation und
Ressourcen-Konditionierung zur Anwendung. In beiden Gruppen wurden
außerdem Themen wie etwa soziale Kompetenz, Körperwahrnehmung,
Ernährung und Sexualität behandelt, und zwar mit mithilfe der
therapeutischen Techniken der Selbstbeobachtung, Stimuluskontrolle,
des verdeckten Konditionierens, der Selbstinstruktion und der
Reaktionskontrolle.
Gewicht und Körperfettanteil sanken in beiden Gruppen signifikant
Vor Beginn, nach dem Ende der letzten Sitzung sowie sechs
Monate später wurden Gewicht und Körperfettanteil gemessen. Dabei
zeigte sich, dass alle Frauen Gewichtsabnahmen verzeichneten, die
sie zu 90 % auch nach 6 Monaten noch halten konnten. Teilnehmerinnen der reinen Verhaltenstherapiegruppe hatten durchschnittlich bei der letzten Messung 3,34 kg verloren, während die Frauen der Hypnose-Gruppe sogar im Schnitt 5,21 kg abgenommen hatten. Die Gewichtsreduktion vollzog sich jeweils drastisch während der Behandlungsdauer, anschließend hielt sich das Gewicht auf niedrigem Niveau etwa konstant. Die Probandinnen mit zusätzlicher Hypno-Therapie konnten sogar nach der Behandlung noch etwas mehr abnehmen, allerdings in so geringfügigen Maßen, dass der Unterschied nicht statistisch signifikant war. Die gemessenen Körperfettanteile hatten sich nach 6 Monaten um 2,3 % in der Verhaltenstherapiegruppe und um 4,3 % in der Hypnosegruppe verringert.
Hypnose könnte die Effizienz der Verhaltenstherapie steigern
Trotz der augenscheinlich deutlichen Abweichungen betrachteten
die Untersucher diese Ergebnisse noch nicht als signifikant im Sinne
einer sicheren Feststellung, dass die zusätzliche Hypnose die belegten
Effekte der Verhaltenstherapie unterstütze.
Die festgelegte Signifikanz-Schwelle von p = 0,05, d.h. eine
Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als 5 %, wurde weder bei der Gewichtsmessung noch hinsichtlich des Fettanteils erreicht. Es handelte sich also um Abweichungen, die bei der vorliegenden Personenauswahl und Versuchsanordnung noch auf Zufall zurückzuführen sein könnten. Weiterhin wiesen die Forscher auf die Möglichkeit hin, dass besondere Motivationseffekte die Gewichtsabnahme in der Hypno-Gruppe verstärkt haben könnten; denn unter den nicht für die Hypnose ausgewählten Teilnehmerinnen zeigte sich vermehrt Enttäuschung, die als Motivationshindernis gewirkt haben kann.
Der Studienleiter führte jedoch aus, dass bei einer längeren Untersuchungsdauer sich nach seiner Vermutung erheblichere Unterschiede hätten zeigen können. Demnach ist die offensichtlich für eine langfristige Gewichtsabnahme wirksame psychotherapeutische Behandlung wahrscheinlich noch wirksamer, wenn sie zusätzlich von Hypnose begleitet wird, ein Nachweis ist jedoch noch nicht erbracht. Und über die Effektivität der Hypnose ohne begleitende Verhaltenstherapie lassen die Ergebnisse ohnehin keine Schlussfolgerungen zu.