Seit einigen Jahren ist das Phänomen des lebensverlängernden hohen
Body Mass Index (BMI) in der Öffentlichkeit bekannt: ausweislich
mehrerer Studien leben Menschen mit Übergewicht oder sogar
Adipositas nach dem BMI länger als Normalgewichtige, obwohl mit dem
Übergewicht unstreitig diverse Krankheitsrisiken verbunden sind.
Dieses Paradox lässt sich nach Ansicht zahlreicher Wissenschaftler
damit erklären, dass es nicht nur auf die Gesamtmasse, sondern die
Fettverteilung ankommt, es also „gutes“ und „böses“ Fett gibt.
Während das Fettgewebe um Po und Oberschenkel offenbar keinen
Einfluss auf die mit Übergewicht häufig einhergehenden Herz- und
Kreislauferkrankungen hat, sondern sogar als gesunde Reserve (Länger leben durch Übergewicht?)
fungiert und manchen Krankheiten Substanz entgegensetzen kann, gibt
der Speckgürtel um Bauch und Hüfte unerwünschte Botenstoffe ab, die
Entzündungen verursachen und sich negativ auf den gesamten
Organismus auswirken.
Der BMI leidet an verschiedenen Schwachstellen: nicht nur
unterscheidet er nicht zwischen gutem und bösem Fett, sondern auch
nicht zwischen Muskelmasse und Fettgewebe, so dass auch gesunde,
sehr muskulöse Menschen danach als übergewichtig gelten. Außerdem
berücksichtigt er die normalen Gewichtsschwankungen im
fortschreitenden Alter nicht ausreichend, sondern legt nur für
Jugendliche andere Werte als für Erwachsene zugrunde. Während
Jugendliche sich noch durch einen feingliedrigen Körperbau
auszeichnen, legen Menschen ab 40 naturgemäß etwas an Gewicht zu, um
im hohen Alter wieder ein relativ konstantes Gewicht zu halten.
Als alternative Messmethoden zum BMI werden daher heute das
Verhältnis von Bauchumfang zum Hüftumfang (WHR) und das Verhältnis
zwischen Bauchumfang zur Körpergröße (WHtR) bestimmt.
Beide Möglichkeiten lassen wichtige Rückschlüsse auf die
Fettverteilung und die damit verbunden gesundheitlichen Risiken zu,
WHtR bietet den zusätzlichen Vorteil, dass sich die Methode noch
besser von jedem selbst durchführen lässt, weil bei einfach zu
bestimmender Körpergröße eine Fehlerquelle bei den schwierigen
Umfangsmessungen wegfällt.
Die Formel lautet: Bauchumfang in cm geteilt durch Körpergröße in
cm (WHtR-rechner). Abweichende kompliziertere Berechnungen, die in einigen
Online-Foren propagiert werden, stützen sich nicht auf
wissenschaftliche Nachweise.
Das Ergebnis ist je nach Alter differenziert zu beurteilen, während
das Geschlecht keine Rolle spielt.
Menschen bis 40 Jahre sind in einem Bereich von 0,4 bis 0,5
normalgewichtig, ab 0,51 liegt Übergewicht vor, ab 0,57 geht man von
Adipositas und bei 0,78 von schwerer Adipositas aus.
Bei über 40Jährigen steigen bis zum 50. Lebensjahr die Schwellen pro
Lebensjahr jeweils um 0,1 an, ab 50 gelten dann nach wie vor die
oberen Grenzen wie für 40Jährige.
Ein 47Jähriger gilt bis 0,57 als normalgewichtig, ein 48Jähriger bis 0,58 etc., Ein 58 Jähriger wäre, ebenso wie mit 60 oder 70 Jahren, ab 0,6 übergewichtig.
Auch für Jugendliche bis 15 Jahren gelten abweichende Werte; Normalgewicht liegt hier zwischen 0,34 und 0,45, ab 0,52 ist Adipositas anzunehmen, und bei 0,63 spricht man von schwerer Adipositas.