So viel Glück mit Bergen hat nicht jeder...
Natürlich könnte man sich auch aufs Rad schwingen - es liegt aber auf der Hand, dass
es effizienter ist, sein Körpergewicht quasi als Hantel zu benutzen und sich
nicht wie immer geartete Rollen (Räder, Skater, etc) unterzuschnallen: da wird
Energie durch Technik gespart oder anders gesagt: ich muss länger unterwegs
sein, um die gleiche Menge Energie auszugeben.
Außerdem werden beim
Berggehen extrem viele Muskelartien beansprucht, und zwar gerade die
interessanten, speckanfälligen!
Ein riesiger Vorteil des Berggehens für Übergewichtige ist, dass es sich um eine ziemlich undynamische und damit feinst dosierbare Form der Bewegung handelt. Wenn man anfangs lernt, in sich hineinzuhören, spürt man praktisch sofort, welches Maß an Bewegung den Gelenken noch gut tut und ab wo es kritisch wird (und zwar auch bergab!) Bergauf kommt nie ein Vielfaches des Körpergewichts einseitig auf die Gelenke wie beim Laufen!
WEIL man die Bewegung so genau dosieren kann und so relativ undynamisch und unabgelenkt unterwegs ist, kann man auch ziemlich punktgenau im gewünschten Pulsbereich trainieren.
Die meisten Untrainierten, die bergauf gehen, gehen im gewohnten Tempo los.
Also: viel zu schnell.
Sie rasen drauflos und nach den ersten paar hundert
Metern (oder weniger) bleiben sie, wie die Karpfen nach Luft ringend, stehen, um
erst mal gründlich zu verschnaufen. Wenn fertig verschnauft (und der Puls
bereits wieder im Keller) ist, wird wieder losgerannt, bis zur nächsten
Zwangspause. Das ergibt dann einen hübschen Wechsel von Bewegung im anaeroben
Bereich und Nichttraining, das nicht viel bringt, außer das Herz in ziemlichen
Aufruhr zu versetzen. Und die Psyche. Da hinauf???? NIE wieder!! Schrecklich!
Und schon ist die Berggeherkarriere wieder beendet.
....und gar so hoch hinaus braucht es nicht
zu gehen, wenn man abspecken will
So tastet man sich langsam an das Tempo heran, bei dem man auf einen richtig guten Arbeitspuls kommt, ohne in den anaeroben Bereich (die dröhnenden Hammerschläge!) zu kommen. Wenn man zu lang im anaeroben Bereich unterwegs ist, tritt genau der Erschöpfungseffekt ein, der einem das Berggehen nachhaltigst vergällt.
Mit dieser Methode braucht man nicht mal eine Pulsuhr, um effizient berggehen zu können. Man muss dabei natürlich sich selbst gegenüber so ehrlich sein, dass man nicht die ganze Strecke sparsamst wie ein Schneck schlurft und sich nun gar nicht anstrengt.
Damit die Berggeherei auch etwas bringt, muss man natürlich einige Zeit
unterwegs sein. Anfangs bringt sicher schon eine halbe Stunde etwas, aber mit
zunehmendem Training muss natürlich auch das Tempo und die Streckenlänge
gesteigert werden.
Wenn die Bergstrecke nicht lang genug ist: auch kein
Problem - oben geht's irgendwie weiter, und den durchs Berggehen gestiegenen
Puls kann man noch eine schöne Strecke "mitnehmen", wenn man im Flachen ein
tüchtiges Tempo vorlegt. Und dann kommt ja vielleicht schon die nächste
Steigung!
Wenn man nicht permanent in sich hineinhört (was man ja meist nicht tut, besonders wenn man entspannt im Wohlfühltempo vor sich hin geht) sollte man zumindest mit aufmerksamem Auge unterwegs sein! Wird der Weg steiler, nimmt man ein Quentchen Tempo raus, wird er flacher, gibt man ein wenig Gas.
Wenn man Übergewicht hat oder untrainiert ist: langsam und vorsichtig. Vergiss
den Puls, jetzt kommt es darauf an, die Gelenke in einem Zustand zu erhalten, der
das Berggehen längerfristig möglich macht... Wer darauf pfeift und sorglos
runterrennt, weil man endlich mal nicht aus dem letzten Loch pfeift, riskiert,
wochen- oder monatelang zum jammernden Kniepatienten zu werden.
Also:
langsam, je steiler, desto langsamer.
Und vor allem: nicht den Berg runterplumpsen, sondern mit gespannten Muskeln am belasteten Bein bergab gehen. Die da sind: in den Waden, an den Oberschenkeln, am Gesäß. Mit Hilfe der Muskeln und durch ein langsames, undynamisches (also schwungloses) Gehen nimmt man bewusst die Belastung von den Fuß- und vor allem Kniegelenken. Eine Kleinigkeit der Aufprallenergie kann man (wenn man stabile, problemlose Fußgelenke hat) durch leichtes Nachfedern im Fußgelenk abfangen - einfach austesten!
Wenn man - nach Wochen regelmäßigen Bergabgehens - trainierter ist und nicht gewaltig viel Übergewicht mit sich schleppt, kann man auch bergab vorsichtig das Tempo steigern.
Wer es auf diese moderate Art anpackt und sich niemals ungewollt komplett verausgabt (wie es praktisch jeder Ungeübte nun mal zunächst tut) bzw. schon nach dem ersten Bergabgehen seine Kniescheiben an den Nagel hängen kann, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel Freude an dieser sehr effizienten Art des Speckvernichtens gewinnen. Nach einigen Wochen stellt man verwundert fest, dass die Beine es richtig angenehm finden, eine Steigung anzupacken und dass einem "flach" furchtbar langweilig wird. Es geht einem auch im Alltag nicht mehr so schnell die Puste aus, der Puls sinkt, man fühlt sich kräftig (bis hin zum Bäumeausreissen) und wenn man als erst mal auf seinen Bergstrecken die ersten schlanken, sportlich wirkenden Mitmenschen überholt, fängt der Spaß erst richtig an.