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Wissenschaft aktuell 08/2018

Low Carb-Ernährung ist gefährlich und sollte gemieden werden

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Eine Ernährung mit sehr wenigen Kohlenhydraten ist gefährlich und sollte gemieden werden. Menschen mit einer langfristigen Low Carb-Diät haben ein erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Todes, auch die Risiken für Todesursachen wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs sind bei ihnen erhöht. Diese Ergebnisse einer Studie aus Polen wurden auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München präsentiert.

Eine Ernährung mit sehr wenig Kohlenhydraten (Low Carb) ist gefährlich und sollte gemieden werden. „Menschen mit einer Low Carb-Ernährung haben ein erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Todes. Auch die Risiken für individuelle Todesursachen wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs sind erhöht“, sagt Professor Dr. Maciej Banach (Lodz, Polen) auf einer Pressekonferenz des Europäischen Kardiologiekongresses. In München werden von 25. bis 29. August 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen kommen - der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.

Die Studie von Prof. Banach untersuchte den Zusammenhang zwischen Diäten mit einem niedrigen Kohlenhydrateanteil, der Gesamtsterblichkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs bei 24.825 Teilnehmern des US National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) zwischen den Jahren 1999 und 2010. Im Vergleich zu Teilnehmern mit dem höchsten Kohlenhydratekonsum hatten innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von durchschnittlich 6,4 Jahren jene mit dem niedrigsten eine um 32 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit. Das Risiko eines Todes infolge einer Herzkrankheit war um 51 Prozent erhöht, einer zerebrovaskulären Krankheit inklusive Gehirnschlag um 50 Prozent, und von Krebs um 35 Prozent.

„Eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten kann kurzfristig sinnvoll sein um Gewicht zu verlieren, den Blutdruck zu senken und die Glukosekontrolle zu verbessern“, sagt Prof. Banach, doch langfristig stehen solche Ernährungsgewohnheiten mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko in Zusammenhang.

Die Studie untersuchten auch den Zusammenhang zwischen der Gesamtsterblichkeit und Low Carb-Diäten bei Übergewichtigen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder mehr, und nicht Übergewichtigen mit einem BMI von weniger als 30, in zwei Altersgruppen (55 Jahre und mehr gegenüber unter 55). Der Zusammenhang war am stärksten bei den nicht übergewichtigen älteren Teilnehmern.

Zu den möglichen Mechanismen, die hinter solchen Zusammenhängen stehen können, sagt Professor Banach: "Eventuell spielt die niedrigere Einnahme von Ballaststoffen und Früchten, der erhöhte Konsum von tierischen Proteinen, Cholesterin und gesättigten Fetten bei diesen Diäten eine Rolle. Auch Unterschiede bei Mineralien, Vitaminen und sekundären Phytochemikalien können bedeutsam sein."

Anmerkung von gesünder Abnehmen

Es handelt sich hier um einen Beobachtungsstudie, die für sich alle keine Kausalität begründen kann. Das unterstreichen auch die Autoren in der Originalpublikation: „Given the nature of the study, causality cannot be proven; we cannot rule out residual bias. „ Die Stärke dieser Studie ist aber, das in der Statistik alle Störvariablen für die Daten vorhanden waren berücksichtigt wurden. Das gilt insbesondere für den Alkoholkonsum, das Rauchen und die physische Aktivität.

Auch wenn hier nicht der Beweis erbracht wurde das Low-Carb das Leben verkürzt, wurde doch gezeigt da diese Ernährungsform mit erheblichen Risiken verbunden ist. Da über den Wirkungsmechanismus zu Zeit nur spekuliert werden kann, ist es nicht möglich diese Risiken zu kontrollieren. Man weiß einfach nicht ob beispielsweise ein hoher Konsum von Gemüse schütze kann, ob dies zwingend den Verzehr von stärkereichen Nahrungsmitteln voraussetzt.

Letztlich muss jeder für sich selbst abwägen, welches Risiko er oder sie eingehen möchte. Die Frage die man sich aber auf jden Fall selbst stellen sollte, ist ob eine Low-Carb Ernährung individuell wirklich zu einer einfacheren Gewichtsreduktion führt oder ob es risikoärmere Alternativen gibt.

Eine Möglichkeit das Risiko zu minimieren könne ein intermittierendes Diätmuster sein, z.b. während Reduktionsphasen eine Low-Carb Ernährung und während des Gewichtserhalts ein normaler Kohlenhydratanteil in der Nahrung. Absolut sicher ist das natürlich auch nicht, weil es nicht im wissenschaftlich Experiment überprüft wurde. Es ist also nur eine Empfehlung für Menschen, die schon entschlossen sind sich Low-Carb zu ernähren.

Original Publikation

Lower carbohydrate diets and all-cause and cause-specific mortality: a population-based cohort study and pooling of prospective studies
10.1093/eurheartj/ehz174

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